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Die Briefe des René  an Max Hofer

„Hochverehrter Oberhirte,
folgendes mich sehr verwirrte:
Vegetarier bin ich nun,
esse weder Rind noch Huhn.
Ist es dann noch für mich gut,
wenn ich esse Fleisch und Blut
unsres Herrn beim Abendmahl?

Gehe ich im Glauben fehl,
dass dies Stück aus Weizenmehl
durch den Priester fleischlich wird,
wenn sich nicht die Kirche irrt?
Außerdem wird Wein zu Blut,
was den Fall erschweren tut.
Rettet mich aus Seelenqual!
Wäre wirklich äußerst froh,
käme Antwort subito.
Fredi Kummer freundlich grüßt
seinen lieben Bischof Wüst.“

Lange hat man nachgedacht,
was man mit Herrn Kummer macht.
Schrieb dem Kummer einen Brief,
weil der ja nach Hilfe rief:
„Bischof Wüst hat mir gesagt,
dass von Skrupeln Sie geplagt.
Dessen Wort zur Fastenzeit
schick’ ich Ihnen zum Geleit.
Segen wünsch’ ich Ihnen sehr,
Hofer, Max, der Sekretär.“

„Jetzt fühl’ ich mich fast noch dummer“,
schrieb darauf der Fredi Kummer.
„Sieben Seiten las ich zwar,
doch noch sehe ich nicht klar.“

Hofer sprach darauf mit Hopp,
der in solchen Fragen topp.
Beide zu den Schluß gelangen:
„Können Kommunion empfangen.“

Also isst er Fleisch und Blut,
doch weil sein Gehirn nicht ruht,
lässt er das dann wieder sein,
Kummer braucht jetzt reinen Wein:
„… bitte ich Sie, zu verkünden,
wie es aussieht mit den Gründen.“

Das geht Hofer nun zu weit,
schließlich kostet so was Zeit:
„Brieflich kann ich das nicht sagen,
bitte Ihren Priester fragen.“

Kummer ist ´ne harte Nuss,
will den Grund für den Beschluss.
Kummer schreibt zurück an Hofer:
„Jetzt wird es ja immer doofer.
Schreibe mir die Finger wund,
doch erfahre nicht den Grund.“
Gibt noch diesen Fingerzeig:
„Trete in Oblatenstreik.“

Doch direkt nach diesem Letter
findet Kummer seinen Retter.
Weil er’s endlich wissen muss,
fragt er einen Chemikus.
Dieser sagt ihm klipp und klar:
„Abendmahl ist durchführbar.
Brot bleibt Brot und Wein bleibt Wein,
soll ja nur symbolisch sein.
Vegetarisch wirst Du bleiben
beim Oblateneinverleiben.“

Also wurde Kummer fündig,
weiß den Grund jetzt kurz und bündig.
Fredi Kummer ist begeistert,
wie der Chemikus das meistert.
„War für’n Chemiker ein Klacks“,
Huber zeigt sich hocherfreut,
was er dann jedoch bereut.
Fredi Kummer schreibt ihm nämlich:
„Nur Erlaubnis – das ist dämlich.
Hörte ich doch nicht den Grund
von Hochwürden bis zur Stund’.“

Spät erst wurde Huber klar,
wer der Briefe Schreiber war.
René Schweizer heißt der Mann,
der den Schabernack getan.

Fredis Fragen bleiben offen:
Kann ein Christ getrost drauf hoffen,
dass in Gottes Kathedralen
er nicht wird zum Kannibalen?
Auch möcht‘  man zu fragen wagen,
wie geht’s Jesus denn im Magen?
Ferner diese Glaubensnot:
wird der Herr im Darm zu Kot?

Dieses Gedicht basiert auf einer wahren Begebenheit, über die Karlheinz Deschner in seinem lesenswerten Buch „Der gefälschte Glaube“ berichtet hat.