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Papst Johannes Paul II. und der von ihm protegierte Sexualverbrecher Marcial Maciel Degollado

Missbrauchsvertuschung im Vatikan. Drei Dokumentationen von Wolfgang Klosterhalfen.
https://reimbibel.de/wp-content/uploads/Johannes-Paul-Marcial-Maciel-Degollado.pdf
https://reimbibel.de/wp-content/uploads/Ratzinger-Missbrauch.pdf
https://reimbibel.de/wp-content/uploads/Franziskus-Missbrauch.pdf

Papst Johannes Paul II. beschützte 25 Jahre lang den Priester und Sexualverbrecher Marcial Maciel Degollado (Gründer der Legionäre Christi)

Von Wolfgang Klosterhalfen, Düsseldorf

Der Vatikan hat unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) systematisch die Verfolgung von Sexualstraftätern in den eigenen Reihen behindert.

Missbrauchsfälle unterlagen dem „päpstlichen Amtsgeheimnis“ und waren dem Papst bzw. der Kongregation für den Glauben (ab März 1982 von Kardinal Ratzinger geleitet) anzuzeigen.

Die Fälle wurden im Vatikan oft nur zögerlich bearbeitet, wobei oberstes Ziel war, nicht Kinder und Jugendliche, sondern verbrecherische Priester und das Ansehen der Kirche zu schützen.

Näheres zur systematischen Vertuschung von Missbrauchsfällen unter Johannes Paul II. und zur Mitschuld von Kardinal Ratzinger auch hier:
www.reimbibel.de/Ratzinger-Missbrauch.pdf

Ein besonders gravierender und verhältnismäßig gut dokumentierter Fall ist der des Gründers der Legionäre Christi, Pater Marcial Maciel Degollado (1920-2008).

(c) Stefan Klinkig

1941

Gründung „Legionäre Christi“

Noch als Schüler eines Priesterseminars gründet Marcial Maciel Degollado den Orden „Legionäre Christi”.

Zum Orden gehörten ca. 2011 mehrere Universitäten, 800 Priester, 2600 Seminaristen und im Orden „Regnum Christi“ über 75000 Laien.

Die Legionäre Christi sind heute vertreten in Australien, Argentinien, Brasilien, Chile, Deutschland, El Salvador, Frankreich, Guatemala, Irland, Italien, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Niederlande, Österreich, den Philippinen, Spanien, Südkorea, Ungarn, Venezuela und den USA.

1941
26.11.1944

Priesterweihe

Maciel wird zum Priester geweiht.

26.11.1944
Ende 1956

Beweise aus Mexiko

„Ende 1956 waren im Vatikan stichhaltige Hinweise aus Mexiko
eingegangen, Maciel sei medikamentenabhängig und betreibe „Sodomie“ mit Minderjährigen.“
www.faz.net/aktuell/politik/ausland/marcial-maciel-degollado-der-falscheprophet-11696063-p4.html

Ende 1956
1959

Gründung Regnum Christi


Maciel gründet die katholische Laienbewegung Regnum Christi .

1959
1976 und 1978

Anzeigen

Bischof John R. McGann zeigt dem Vatikan 20 Fälle an, bei denen Maciel sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Diese Informationen gingen zunächst an den Nuntius in Washington D.C., sie wurden am 6.8.1979 an die Kongregation für den Glauben weitergeleitet.
Darin waren Berichte von zwei Seminaristen enthalten und die Namen von 18 weiteren Opfern Maciels.
(Quelle)

“One of the men, Juan J. Vaca, wrote a letter regarding Maciel’s sexual abuse in which Vaca accused Maciel of sexually abusing some 20 of Maciel’s seminarians. In 1978, Vaca gave the letter to Bishop John R. McGann, who forwarded the letter, along with a corroborating letter from another alleged victim and other documents, to the Vatican. The Vatican acknowledged receiving the materials, but Vaca never received an additional response.”
(Quelle)

1976 und 1978
16.10.1978

Papst Johannes Paul II

Beginn der Amtszeit von Papst Johannes Paul II.

16.10.1978
1979

Gemeinsame Mexikoreise

Maciel begleitet Johannes Paul II. auf dessen 1. Mexikoreise

1979
30.9.1979

Empfehlung

Die Kongregation für den Glauben empfiehlt, Maciel bezüglich der
Anschuldigungen zu befragen und bei Bestreiten derselben nichts zu
unternehmen.

30.9.1979
25.11.1981

Empfehlung

Kardinal Ratzinger wird von Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der vatikanischen Kongregation für den Glauben ernannt. Dieses „heilige Offizium“ ist als Nachfolgeorganisation der Heiligen Inquisition u.a. für Sittlichkeitsdelikte von Klerikern zuständig. Ratzinger tritt das Amt am 1.3.1982 an.

25.11.1981
29.6.1983

Anerkennung

Formelle Anerkennung der Legionäre Christi durch Papst Johannes Paul II.

29.6.1983
1989

The Vatican did not respond

“In 1989, Vaca tried again. In a seven-page petition requesting that he be released from his vow of celibacy, he wrote that he “was not properly trained” to carry out priestly responsibilities because he had entered the seminary at age 10 and then had been subjected to years of sexual and psychological abuse by Maciel. The Vatican did not respond to Vaca’s allegations against the Legion founder. But on the basis of his letter, he received a papal dispensation from his priestly vows.”
(Quelle)

1989
1990

2. Mexikoreise

Maciel begleitet Johannes Paul II. auf dessen 2. Mexikoreise
(Foto)

1990
1993

3. Mexikoreise

Maciel begleitet Johannes Paul II. auf dessen 3. Mexikoreise

„Pope writes to US bishops – “I share your sadness and disappointment” – but points out that the child sex abuse problem concerns only a small group of priests. His spokesman, Dr Navarro-Valls, sums up the Vatican attitude:

“One would have to ask if the real culprit is not a society that is
irresponsibly permissive, hyperinflated with sexuality and capable of
creating circumstances that induce even people who have received a
sound moral formation to commit grave immoral acts.””
(Quelle)

1993
1994

Offener Brief

Johannes Paul II. nennt Maciel in einem offenen Brief, der in großen
Zeitungen von Mexiko-City abgedruckt wurde, einen „efficacious“ (engl. Übersetzung) Führer der Jugend.
(Quelle)

1994
Februar 1995

Johannes Paul II. beschützte auch einen Erzbischof, der später als
Sexualverbrecher verurteilt wurde:

„1994 leitete Monsignore José María Arancibia aus dem Vatikan eine
Untersuchung gegen den Erzbischof des argentinischen Erzbistums Santa Fe de la Vera Cruz, Edgardo Gabriel Storni ein, nachdem 47 junge Seminaristen Vorwürfe geäußert hatten, sexuell missbraucht worden zu sein.

Im Februar 1995 reiste der Bischof nach Rom und erreichte bei Papst Johannes Paul II. eine Aufhebung der Untersuchung und eine Bestätigung im Amt. Als die argentinische Publizistin Olga Wornat 2002 mit dem Buch „Nuestra Santa Madre“ den Fall publik machte und einer der ehemaligen Seminaristen ihn anzeigte, gab der Erzbischof im Oktober 2002 sein Amt auf. Ende 2009 wurde er zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, die er im Hausarrest verbüßt.“
(Quelle)

Februar 1995
1997

Aussagen

Neun angesehene Akademiker erklären öffentlich, sie seien als
Seminaristen im Alter von 10 bis 16 Jahren von Maciel sexuell missbraucht worden.
(Quelle)

1997
28.2.1997

…never in any way…

“I wish to state that in all cases they are defamations and falsities with no foundation whatsoever, since during the years these men were in the Legion never in any way did I commit those acts against them,” Maciel wrote in a Feb. 28, 1997, letter to the Courant.

“I do not know what has led them to make these totally false accusations, 20, 30 and 40 years after leaving the congregation. I am all the more surprised since I still have letters from some of them well into the 1970s in which they express their gratitude and our mutual friendship.”
(Quelle)

28.2.1997
1998

Canon law appeal

“José Barba, a Mexico City college professor and former Legion seminarian with Vaca, went to Rome with another of the original victims and filed a canon law appeal in the Congregation for the Doctrine of the Faith, then under Cardinal Joseph Ratzinger, requesting a Vatican prosecution of Maciel.”
(Quelle: Bericht von Jason Berry, 12.4.2010, s. unten)

1998
1998/1999

…case had been shelved

„The group, which included respectable academics and former priests, lodged formal charges in Latin at the Vatican in 1998, but were told the following year that the case had been shelved (beiseitegelegt, WK) by the Congregation of the Doctrine of the Faith, then headed by Cardinal Joseph Ratzinger, now Pope Benedict XVI.”

Diese angesehenen Akademiker waren im Alter von 10-16 Jahren von Maciel sexuell missbraucht worden.
(Quelle)

1998/1999
Juni 1999

Papst Johannes Paul II. streitet ab

„Pope John Paul II rejects any linkage between child sexual abuse and priestly celibacy.”
(Quelle)

Juni 1999
4.1.2001

Papst Johannes Paul II. lobt Maciel

Johannes Paul II. lobt am 60. Gründungstag der Legionäre Christi den Orden und dessen anwesenden Gründer für die besondere Betonung auf die brüderliche Herzlichkeit ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen.

Er nennt Maciel einen göttlichen Sämann und lobt die anwesenden 20.000 Legionäre Christi dafür, dass sie schweigend über die Fehler anderer hinwegsehen.
(Quelle)

4.1.2001
30.1.2001

Ratzinger beauftragt Untersuchung der Vorwürfe

Kardinal Ratzinger ordnet eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Maciel an.

30.1.2001
10.10.2002

Vorwurf: Hunderte von Knaben missbraucht

Im Palais des Nations in Genf erhebt eine Gruppe mexikanischer Männer schwere Vorwürfe gegen Johannes Paul II. Der Papst verweigere ihnen das Gehör.

Schon 1983 hatten die Männer ihn ausführlich darüber informiert, dass sie als Knaben im Seminar Massimo in Rom vom Leiter Marcial Maciel zu kollektiver Masturbation und Penetration gezwungen worden seien.

Der Chef der Legionäre Christi habe Hunderte von Knaben missbraucht. 1998 reichte die Opfergruppe formell Anklage bei der Glaubenskongregation ein. Doch deren Chef, Kardinal Joseph Ratzinger, wies diese zurück. Darum wandten sich die Betroffenen an die UNO und die Medien.
(Quelle)

10.10.2002
2002

not so informed…

Maciel veröffentlicht eine Erklärung, in der er die Anschuldigungen
zurückweist. Missbrauchsvertuscher Kardinal Ratzinger bricht die Untersuchung ab. (Ob das so war, ist strittig.) Kardinal Ratzinger behauptet gegenüber einem Reporter von ABC, er sei über den Fall Maciel „not so informed“.
(Quelle)

2002
Mai 2004

Ernennung Bernard Francis Law

Missbrauchsvertuscher Johannes Paul II. ernennt den
Missbrauchsvertuscher und 2002 zurückgetretenen Erzbischof von Boston, Bernard Francis Law, zum Erzpriester von Santa Maria Maggiore in Rom. Künstlerisch wurde Law durch den hervorragenden Film „Spotlight“ „geehrt“, der Missbrauch und Missbrauchsvertuschung im Bistum Boston filmisch darstellt. Law starb unbehelligt von der italienischen oder USamerikanischen Justiz am 20.12.2017 in Rom.
(Quelle)

Mai 2004
30.11.2004

Empfang im Vatikan

Papst Johannes Paul II. empfängt Pater Maciel im Vatikan, segnet ihn und überträgt ihm in einer Zeremonie die Leitung des päpstlichen Notre Dame Zentrums in Jerusalem.
(Quelle)

30.11.2004
Dezember 2004

Fall wieder eröffnet

„Still the accusations would not go away. With Pope John Paul II nearing his death in December 2004, the alleged victims received a letter from Ratzinger’s office informing them that the case had been reopened.”
(Quelle)

Dezember 2004
2.4.2005

Papst Johannes Paul II. stirbt.

2.4.2005
19.4.2005

Kardinal Ratzinger wird zum Papst gewählt und gibt sich den Namen Benedikt XVI.

19.4.2005
2006

Pater Maciel tritt aus Altersgründen von der Leitung des Ordens zurück.

2006
19.5.2006

Täterschutz des Vatikan

Der Heilige Stuhl lädt Maciel am 19.5.2006 (d.h. 30 Jahre nach der
Anzeige von Bischof McGann!) ein, „ein zurückgezogenes Leben des
Gebets und der Buße zu führen unter Verzicht auf jeglichen öffentlichen pastoralen Dienst“. Papst Benedikt XVI. unterlässt es, Maciel zu exkommunizieren.

19.5.2006
29.1.2008

Maciel stirbt

Maciel stirbt als Priester im Alter von 87 Jahren. Bei seiner Beerdigung ist kein Vertreter des Vatikans anwesend. Anscheinend hat keiner der letzten drei Päpste wegen eigener Schuld und jahrzehntelanger Untätigkeit des Vatikans die vielen Opfer Maciels um Entschuldigung gebeten.

29.1.2008
10.3.2009

Visitation

Der Heilige Stuhl ordnet eine Visitation der Legionäre Christi durch fünf Bischöfe an.

10.3.2009
25.3.2010

Stellungnahme Legionäre Christi

(Quelle)

25.3.2010
6.4.2010 und 12.4.2010

Artikel von Jason Berry,
National Catholic Reporter

(Artikel 1) (Artikel 2)

6.4.2010 und 12.4.2010
24.4.2010

„Schutzpatron der Kinderschänder“

Robert Treichler nennt Johannes Paul II. in der Überschrift eines
Zeitungsartikels „Schutzpatron der Kinderschänder“. Dieser Artikel war am 21.9.2018 noch aufrufbar, d.h. niemand hat erfolgreich gegen diese Titulierung geklagt.
(Quelle)

24.4.2010
1.5.2010

..bisweilen wirkliche Straftaten…

Am 1. Mai 2010 veröffentlichte der Vatikan eine Erklärung des Papstes an die Legionäre Christi. Darin heißt es u.a.:

„Das extrem schwerwiegende und objektiv unmoralische Verhalten von P. Maciel, das durch unumstößliche Beweise bestätigt worden ist, besteht bisweilen in wirklichen Straftaten und offenbart ein skrupelloses Leben ohne echten religiösen Sinn.”
(Quelle)

1.5.2010
2010

..bisweilen wirkliche Straftaten…

Uneheliche Kinder des Ordensgründers – Raúl González Lara und Omar Lara Gutiérrez – bezichtigen ihren leiblichen Vater des sexuellen Missbrauchs ihrer selbst.
(Quelle 1) (Quelle 2)

2010
29.4.2011

Hans Küng: „Systematische Vertuschung“

Prof. Hans Küng: „Der Mann war nicht nur ein notorischer
Kinderschänder, sondern führte ein komplettes Doppelleben mit zwei reichen Geliebten. Diese Frauen trugen maßgeblich zur Finanzierung der päpstlichen Jubelreisen nach Mexiko bei. Bis ans Ende seines Lebens hielt Johannes Paul schützend die Hand über Maciel. Wie er überhaupt bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche komplett versagt hat. Das ganze Ausmaß dieser scheußlichen Verbrechen wurde von ihm gemeinsam mit Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation
systematisch vertuscht.“
(Quelle)

Papst Johannes Paul II. hat von 1979 bis Ende 2004 nicht gewusst, dass Marcial Maciel Degollado ein besonders übler Sexualverbrecher war? Er ist nie von Kardinal Ratzinger über die Anschuldigungen informiert worden? Er ist von seinen Mitarbeitern so abgeschirmt worden, dass er nichts erfahren konnte? Bei tausenden von Begegnungen mit hochrangigen Vertretern seiner Kirche ist ihm nie etwas zugetragen worden?

Wer´s glaubt wird selig.

29.4.2011
22.4.2014

„Keine persönliche Verwicklung des Heiligen Vaters“

„Es gibt keine persönliche Verwicklung des Heiligen Vaters in dieser
Affäre.“

Frederico Lombardi, Vatikan-Sprecher
(Quelle)

22.4.2014
26.4.2014

„…taugt nicht zum Heiligen“

Michael Meier: Unheiliges Schweigen
Johannes Paul II. taugt nicht zum Heiligen, weil er die Missbrauchsfälle in der Kirche vertuschte.
(Quelle)

26.4.2014
27.4.2014

„…taugt nicht zum Heiligen“

Missbrauchsvertuscher Papst Franziskus spricht Missbrauchsvertuscher Papst Johannes Paul II., den „Schutzpatron der Kinderschänder“, heilig:
(Quelle)

„Zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit, zum Ruhm des katholischen Glaubens und zur Förderung des christlichen Lebens entscheiden Wir nach reiflicher Überlegung und Anrufung der göttlichen Hilfe, dem Rat vieler unserer Brüder folgend, kraft der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und in Vollmacht des Uns übertragenen Amtes, dass der selige Johannes Paul II. ein Heiliger ist. Wir nehmen ihn in das Verzeichnis der Heiligen auf und bestimmen, dass er in der gesamten Kirche als Heiliger verehrt wird. Im Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

27.4.2014
26.5.2014

TV-Dokumentation

Das 1. Deutsche Fernsehen zeigt zu später Sendezeit (22:45) eine
Dokumentation von Antony Thomas:

Die Vatikanverschwörung. Sex, Intrigen und geheime Konten.
Video, 43 Min., zum Fall Maciel von 2:30 bis 9:53.

Secrets of the Vatican:
http://video.pbs.org/video/2365187642

26.5.2014

Weitere Informationen zum Fall Maciel Degollado