Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herrn,
der Index Librorum Prohibitorum der römischen Inquisition wurde menschseidank 1966 abgeschafft. Auf ihm landeten sogar Bücher so großartiger Autoren wie Kopernikus, Kant und Heine. Heute geht man dezenter vor: Bücher und Autoren werden nicht mehr verbrannt, aber kirchenkritische Bücher werden oft nicht verlegt, selten in den Massenmedien präsentiert und selten von Stadtbüchereien angeschafft.
Ich werfe der Stadtbücherei vor, dass sie nicht bereit war, von elf von mir vorgeschlagen kirchenkritischen Büchern auch nur ein einziges anzuschaffen. Diese Totalablehnung wurde damit begründet, die empfohlenen Werke seien zu speziell und zu wissenschaftlich. Gleichzeitig hat die Stadt eine große Anzahl prochristlicher Bücher gekauft. Darunter waren drei wissenschaftliche Bücher und Dutzende von Büchern, die man durchaus als recht speziell bezeichnen kann. Ich halte diese Anschaffungspolitik für mehr christlich als demokratisch.
Die Stadtbücherei ist eine wichtige Einrichtung aller Düsseldorfer Bürger, sie ist keine Abteilung der römisch-katholischen Kirche. Und kirchenkritische Bücher sind natürlich auch für den aufgeweckteren Teil der Düsseldorfer Christen interessant.
Es wurden von mir keine wissenschaftlichen Werke vorgeschlagen. Alle elf Bücher wurden für Nicht-Fachleute geschrieben. Es wurden allerdings einige populärwissenschaftliche Werke empfohlen. Diese hätten hervorragend in die Regale der Stadtbücherei gepasst. Leitende Angestellte einer Stadtbücherei sollten eigentlich zwischen wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur unterscheiden können.
Etliche der von mir empfohlenen Bücher laufen bei Amazon gut. Das Buch zweier Bestsellerautoren, die zuvor Generation Doof verfasst hatten, erhielt inzwischen sensationelle 109 Leserrezensionen. Der Jesuswahn von Heinz-Werner Kubitza erhielt 55 Besprechungen. Das Buch des Didaktik-Professors Uwe Lehnert Warum ich kein Christ sein will kam auf 61 überwiegend positive Rezensionen allein bei Amazon. Zum Kinderbuch Wo bitte geht´s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel liegen 136 Amazon-Kritiken vor. Zum Vergleich: die populärsten Werke von Anselm Grün, von dem inklusive CDs 95 verschiedene Titel von der Stadtbücherei bestellt wurden oder von Margot Käßmann und Hans Küng liegen deutlich darunter.
Während sämtliche Bücher meiner Liste als zu speziell oder zu wissenschaftlich abgelehnt wurden, scheinen prochristliche Bücher der Stadt wesentlich besser zu gefallen. Ab Januar 2012 hat sie über 130 fromme Bücher erworben. Darunter waren auch vier Kinderbücher. Das religionskritische Kinderbuch „Wo bitte geht´s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel“ von Michael Schmidt-Salomon wurde dagegen als zu speziell abgelehnt. Wenn Sie erlauben, kann ich Ihnen einige Beispiele für recht spezielle prochristliche Buchanschaffungen nennen.
Ausbreitung, Leben und Lehre der Kirche in den ersten drei Jahrhunderten
Das Blut der heiligen Anastasia
Der Frevel am Altar der heiligen Klara
Heilige in Köln
Die kirchliche Krise des Spätmittelalters
Vinzenz Pallotti – ein leidenschaftliches Leben
Antonius von Padua
Pater Pio hat geholfen
Paulus: Wie der Christenverfolger die Liebe entdeckte
Predigten zum Johannesevangelium von Aurelius Augustinus
Sonderheft Bistum Würzburg: Aufsätze
Tot in die Kirche?
Der letzte Titel ist zukunftsweisend. Es geht um die Umwidmung von Kirchen, die nicht mehr gebraucht werden.
Das Schlusswort überlasse ich einem Düsseldorfer, der nicht weit von hier gewohnt hat: „Ärgert dich dein Auge, so reiß es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.“
Nähere Informationen zu dieser Rede:
Eingabe von Dr. Klosterhalfen und Stellungnahme der Stadtbücherei:
Protokoll der Anhörung im Rathaus:
(unterschlägt wesentliche Argumente des Petenten, s. Eingabe und oben abgedruckte Rede)
www.reimbibel.de/Niederschrift.pdf
Liste der von der Stadtbücherei ab Jan. 2012 angeschafften prochristlichen Bücher:
Gesamte Korrespondenz von Dr. Klosterhalfen mit der Stadt Düsseldorf:
Das Zitat von Heinrich-Heine findet man hier:
HSA Bd. 20, Brief Nr. 235: Heinrich Heine an Karl August Varnhagen von Ense, 19. Oktober 1827, Seite 302
Pressemeldung (Düsseldorfer Aufklärungsdienst):
Homepage von Dr. Klosterhalfen:
E-Mail an Dr. Klosterhalfen:
wk et reimbibel.de
Dr. Wolfgang Klosterhalfen
In der Donk 30
40599 Düsseldorf