Wer ist Gott? Und wenn ja: wie viele? Seit Jahrtausenden wird auf unserem Planeten eine Vielzahl von – meist männlichen – Göttern verehrt. Bei aller Verschiedenheit ist diesen postulierten Göttern gemeinsam, dass sie sich verborgen halten und Zweifel an ihrer Existenz nicht ausräumen können oder wollen.
Besonders weite Verbreitung haben das Christentum und der Islam gefunden. Beide Religionen wurden nicht nur durch das Wort, sondern auch mit dem Schwert verbreitet. Basis des christlichen Glaubens ist die Bibel, eine Sammlung von Schriften meist unbekannter Autoren der Antike.
Die Bibel ist wegen ihrer weitreichenden Wirkungen auf den Lauf der Geschichte und auf das Leben von Milliarden von Menschen neben dem Koran das wichtigste Buch der Welt. Sie enthält großartige Literatur, sie predigt die Nächstenliebe, sie spendet Trost, aber sie stiftet auch an zu Intoleranz, Feindseligkeit, Unterdrückung und Gewalt.
Für viele Christen und Christinnen ist die Bibel unverzichtbare Basis moralischen Verhaltens, denn ohne Gott sei alles erlaubt. Trotz ihrer großen Bedeutung lesen aber hierzulande nur noch 4% der Bevölkerung regelmäßig in der Bibel: reimbibel.de/statistik.htm.
Manche Christen denken, dass die „Heilige Schrift“ Wort für Wort von Gott kommt. Die meisten Christen glauben aber, dass die Autoren der Bibel von Gott inspiriert wurden. In Deutschland bekennt sich die Evangelische Allianz (EA), zu der etwa 1.3 Millionen Menschen gehören, immer noch zur „göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“ (Glaubensbasis der EA, 1846/1972).
Für aufgeklärte oder nie christlich indoktrinierte Menschen ist die Bibel menschliches Reden über Gott und die Welt.
Mit meiner Reimbibel möchte ich, auf leicht lesbare und unterhaltsame Weise über wichtige Inhalte und Probleme der Bibel und des Glaubens informieren. Ich habe – von einigen Ausnahmen abgesehen – versucht, möglichst nah am Wortlaut der Lutherbibel (1912/1984) bzw. der Einheitsübersetzung (1999) zu bleiben.
Die Auswahl der behandelten Bücher, Kapitel und Stellen ist natürlich nicht
frei von subjektiven Einschätzungen ihrer Bedeutsamkeit. Christen und Christinnen werden meine kritischen Kommentare zu zahlreichen Bibelstellen nicht immer erfreuen, aber vielleicht gerade deswegen zum Nachdenken anregen.
Außerdem hoffe ich, dass auch Gläubigen zumindest einige meiner Gedichte gefallen werden. Vielleicht hilft mein Buch, schon weitgehend vom Glauben Abgefallenen, religiösen Restalkohol und damit einhergehende Angst- und Schuldgefühle abzubauen.
Für hilfreiche Kommentare danke ich Karl Hoche, Marie Huana, Bastian Kopp, Uwe Lehnert, Adalbert Krauss, Stephan Sandhäger und Uwe Schmidt.
Besonders dankbar bin ich meinem Kölner Freund Klaus Schmidt, einem gelernten Theologen, der mich intensiv aus historisch-kritischer Sicht beraten hat.
Wolfgang Klosterhalfen, Düsseldorf, März 2013