Bücherei: Atheist fühlt sich diskriminiert
BESCHWERDE Petent verlangt den Ankauf von elf kirchenkritischen Büchern – blitzt aber ab.
Von Alexander Schulte
Ist die Stadtbücherei etwa ein heimlicher Verteidiger des Christentums? Oder umgekehrt: Werden bekennende Atheisten und Gottesleugner bei der Buchanschaffung systematisch benachteiligt? So sieht das Wolfgang Klosterhalfen. Und schrieb deshalb eine neunseitige Eingabe an den Beschwerdeausschuss der Stadt, in dem er wortreich beklagt, dass die Stadtbücherei partout nicht seinen Kaufempfehlungen für Bücher wie: „Wer zur Hölle will schon in den Himmel?“ oder „Der Jesus-Wahn“ folgen will.
Elf religions- und kirchenkritische Bücher schlug Klosterhalfen vor, zwei hat die Stadtbücherei immerhin angeschafft oder bestellt. Bei allen anderen lautete das Diktum im Kern: zu speziell.
Norbert Kamp, der Leiter der Stadtbücherei, erklärte noch einmal die Grundprinzipien der Institution: Neben Aktualität und Qualität ist für uns stets die Nachfrage der Kunden ein entscheidendes Kriterium.“ Und da sei Religion in keiner Facette ein besonderer Renner – gerade mal 0,4 Prozent der Ausleihen lassen sich dem Themenspektrum zuordnen.
CDU und FDP stützen Stadtbücherei und weisen Kritik zurück
Kamp betonte, man führe durchaus auch strikt kirchenkritische Autoren, wies zugleich aber darauf hin, dass Stadtbüchereien keine Universitätsbibliotheken seien. Und dass man natürlich fast alle Buchwünsche zumindest binnen ein paar Tagen per Fernleihe erfüllen könne.
Die Politik folgte dieser Argumentation mehrheitlich. CDU-Sprecher Christian Rütz sprach von „plausiblen Erklärungen“ Kamps´ und kritisierte die schriftlichen Ausführungen des Petenten, worin der die Kirche als historisch beispiellose Verbrecherorganisation verunglimpft habe.