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Klosterhalfen vs. Stadtbücherei

Der Anregungs- und Beschwerdeausschuss der Stadt Düsseldorf tagte am 10.7.2013 ab 15 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses (Marktplatz, Altstadt): http://www.duesseldorf.de/ratsinfo/duesseldorf/8040/RWlubGFkdW5nc2Rva3VtZW50/6/n/198273.doc

Der TOP „Bücherbeschaffung durch die Stadtbücherei“ wurde vom Vorsitzenden, Ratsherr Franz-Dieter Simons (CDU) wie folgt angekündigt: „Der Einsender beschwert sich darüber, dass die Stadtbücherei die Anschaffung einiger der von ihm vorgeschlagenen Bücher mit religionskritischem Inhalt ablehnt.“

Diese Kurzdarstellung durch den Vorsitzenden des Ausschusses entspricht nicht der Wahrheit und suggeriert, dass der Einsender ein Querulant ist, der sich darüber beschwert, dass ihm die Stadtbücherei nicht alle Wünsche erfüllt hat.  Tatsächlich hat sich der Einsender ausschließlich darüber beschwert, dass alle 12 von ihm am 9.3.2012 vorgeschlagenen Bücher abgelehnt worden sind. Über die Behandlung einer zweiten Vorschlagsliste, die etwa ein Jahr später eingereicht wurde, hat sich der Beschwerdeführer nicht beschwert. Selbst wenn man beide Listen zusammenrechnet, sind nicht einige Bücher abgelehnt worden, sondern 18 von 22. Die freundlichere Reaktion auf die zweite Liste führt der Beschwerdeführer auf seine Beschwerde bezüglich der ersten Liste und die Absicht zurück, ihn zur Rücknahme seiner Eingabe zu bewegen.

Korrespondenz in dieser Angelegenheit: www.reimbibel.de/x.htm

Für die mündliche Verhandlung der Eingabe hat das Rathausinformationssystem die folgenden zwei Texte eingestellt: www.reimbibel.de/EG.pdf

Prof. Dr. Wolfgang Klosterhalfen, In der Donk 30, 40599 Düsseldorf, 8.5.2013
An die Geschäftsstelle
des Anregungs- und Beschwerdeausschusses
der Stadt Düsseldorf
10/4 – Stadtverfassung,
40200 Düsseldorf

Als Bürger der Stadt Düsseldorf beschwere ich mich über eine Entscheidung der Stadtbücherei Düsseldorf, die nicht bereit war, von zwölf von mir am 9.3.2012 vorgeschlagenen Büchern auch nur ein einziges anzuschaffen.

Am 9.3.2012 schrieb ich an die Stadtbücherei:
„Sehr geehrter Herr Hommes, als Mitglied des Förderkreises der Giordano-Bruno-Stiftung www.giordano-bruno-stiftung.de sowie des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes www.aufklärungsdienst.de beschäftige ich mich kritisch mit dem Christentum. www.reimbibel.de/5.htm

In Düsseldorf gehören 46% der Bevölkerung nicht den großen Kirchen an. http://www.duesseldorf.de/wahlen/download/statistisches_jahrbuch_2009.pdf
Nicht nur für diese Gruppe von Bürgern, sondern auch für Christen ist die in letzter Zeit vermehrt öffentlich vorgetragene Religionskritik von Interesse. Da Christen in der Politik und den Medien überrepräsentiert sind, erfährt man auch in Düsseldorf relativ wenig über neuere kirchenkritische Bücher.

Es würde mich daher freuen, wenn es Ihnen möglich wäre, einige der folgenden Titel nicht nur für die Zentrale, sondern auch für die Stadtteilbüchereien anzuschaffen: … “ (Es folgte eine Liste von zwölf Büchern mit entsprechenden Amazon-Links, so dass man schnell entscheidungssrelevante Informationen finden konnte.)

Zunächst wurde mir mitgeteilt: „Wir werden Ihre konkreten Buchvorschläge prüfen und entscheiden, welche Bücher wir in den Bestand aufnehmen, wobei einige der von Ihnen vorgeschlagenen Autoren, wie Edgar Dahl, Carsten Frerk oder Gerd Lüdemann sich bereits mit Werken in unserem Bestand befinden.“

Schon diese Einlassung ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel, weshalb ich wie folgt geantwortet habe: „Von Edgar Dahl habe ich ein weiteres Buch empfohlen, weil es sich im Wesentlichen um eine Sammlung von religionskritischen Aphorismen handelt, es also weder um „Die Gene der Liebe“ noch um „Xenotransplantation“ geht. Dass bereits ein kirchenkritisches Werk von Carsten Frerk vorhanden ist, ist aus meiner Sicht erfreulich. Das von mir empfohlene Buch geht bei den Flagschiffen der Kirchen, Caritas und Diakonie, in die finanziellen Details: „Der Deutsche Caritasverband und das Diakonische Werk sind in den vergangenen Jahrzenten zum weltweit größten privaten Arbeitgeberverbund aufgestiegen. Im Bereich der christlichen Wohlfahrtspflege werden bei etwa 1,5 Millionen Beschäftigten jährlich rund 45 Milliarden Euro umgesetzt. Obwohl die Einrichtung sich weitestgehend aus öffentlichen Mitteln finanzieren, wird das karitative Engagement in der öffentlichen Wahrnehmung den Kirchen „gutgeschrieben“. Frerk scheint der Einzige zu sein, der eine derartige – politisch brisante – Dokumentation vorlegt. Es würde mich freuen, wenn Sie mir das Ergebnis Ihrer Prüfung zu gegebener Zeit mitteilen würden.“

Nachdem ich etwa ein Jahr lang in dieser Sache nichts mehr von der Stadtbücherei gehört hatte, musste ich feststellten, dass keins der zwölf Bücher angeschafft wurde. Auf meine Frage nach den Gründen für diese Totalablehnung erfuhr ich per E-Mail vom 15.3.2013: „wir haben Ihre Buchwünsche geprüft und uns dagegen entschieden, weil sie für uns als Öffentliche Bibliothek zu speziell sind. Über die Fernleihe können wir diese Bücher gerne für Sie aus wissenschaftlichen Bibliotheken besorgen.“

Daraufhin schrieb ich an den Leiter der Abteilung „Bestandsaufbau, Sacherschließung und Fachinformation“ der Stadtbücherei Düsseldorf, Herrn Klaus Peter Hommes: „Sehr geehrter Herr Hommes,   die Begründung Ihrer Ablehnung (zu speziell, zu wissenschaftlich) kann ich nur bei den Titeln von Lüdemann und Schnädelbach einigermaßen nachvollziehen. Zumindest die übrigen zehn Bücher sind nicht für Wissenschaftler, sondern für Laien geschrieben und ohne ein Studium der Theologie, Philosophie oder anderer Fächer zu verstehen.   Das Interesse an Religions- und Kirchenkritik hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bei etlichen der von mir vorgeschlagenen Titel finden Sie entsprechend bei Amazon eine ungewöhnlich hohe Zahl von Buchbesprechungen, und dies bei Büchern, die von den Medien gar nicht oder nur wenig beachtet worden sind. Dass Aufklärung über die fragwürdigen biblischen Grundlagen des christlichen Glaubens und die massive finanzielle Unterstützung der Kirchen durch den Staat bei geringen Ausgaben der Kirchen für Soziales den großen Religionsanbietern unangenehm ist, kann ich verstehen. Es ist aber nicht Ihre Aufgabe, als Leiter der Beschaffungsabteilung einseitig kirchliche Interessen zu vertreten, sondern den Bürgern der Stadt auch neuere kirchenkritische Abhandlungen zur Verfügung zu stellen, die durch das bekannte Buch von Richard Dawkins nicht abgedeckt sind.   Teilen Sie mir bitte mit, wer außer Ihnen noch an der Totalablehnung meiner Anschaffungsvorschläge mitgewirkt hat.

Mit freundlichem Gruß, Wolfgang Klosterhalfen In der Donk 30 40599 Düsseldorf www.reimbibel.de

Meiner Bitte vom 18.3.2012, mir mitzuteilen, wer noch an dieser Totalablehnung mitgewirkt hat, ist Herr Hommes bisher nicht nachgekommen.

In einem Schreiben der Stadtbücherei vom 10.4.2013 hieß es erneut, die Bücher seien nicht angeschafft worden, weil sie zu speziell und zu wissenschaftlich seien. Wie die folgende Aufstellung zeigt, trifft dies für zumindest elf der von mir vorgeschlagenen Bücher nicht zu. Als relativ guten Indikator für die Popularität der vorgeschlagenen Bücher gebe ich in der folgenden Aufstellung an, wieviel Kundenrezensionen pro Buch Anfang April 2013 beim Internetbuchhändler Amazon vorlagen. Zum Vergleich vorab die entsprechenden Zahlen einiger in der Stadtbücherei vorhandener Werke prominenter christlicher Autoren:

Anselm Grün, Buch der Antworten: 3
Margot Käßmann, Gut zu leben: 0, In der Mitte des Lebens: 39, Mütter der Bibel: 2,
Sehnsucht nach Leben: 19, Wenn die Dunkelheit leuchtet: 2, Meine schönsten Weihnachtsgeschichten: 2
Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten: 23, Was ich glaube: 13
Matthias Matussek, Das katholische Abenteuer: 47
Joseph Ratzinger, Jesus von Nazareth, 3 Bände: 68,  31,  51

1. Stefan Bonner und Anne Weiss (2011) Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran? (109)
Das Buch ist weder zu speziell noch wissenschaftlich. Es behandelt neben Religionen auch andere esoterische Systeme und spricht in seinem Stil vor allem junge Leser an. Die Autoren sind durch den Bestseller „Generation Doof“ (246 Besprechungen bei Amazon!) einem breiten Publikum bekannt geworden. Blick ins Buch: http://goo.gl/1yTs4

2.  Edgar Dahl (2010) Wer zur Hölle will schon in den Himmel? Ein Brevier für Ungläubige und solche, die es werden wollen (10)
Gegen dies Buch wurde zunächst eingewendet, es seien schon Bücher dieses Autors vorhanden. Dieses „Argument“ ist nicht stichhaltig, da die vorhandenen beiden Bücher sich inhaltlich mit dem von mir empfohlenen nicht überlappen. Außerdem scheint dieses fragwürdige Kriterium nicht zu gelten, wenn es sich z.B.um erbauliche Schriften von Margot Käßmann handelt: Es wurden schon 17 verschiedene Titel dieser Autorin angeschafft. Auch werden Aphorismen von der Stadt nicht als zu speziell oder zu wissenschaftlich angesehen. Der Katalog der Stadtbücherei verzeichnet nämlich unter dem Suchwort „Aphorismen“ 46 Bände. Es handelt sich bei Dahls Buch aber um eine Sammlung religionskritischer Aphorismen (unter Verwendung zahlreicher ins Deutsche übersetzter wenig bekannter Aphorismen angloamerikanischer Autoren). Da sich viele Geistesgrößen wie z.B. Goethe, Heine und Einstein mit sehr spitzer Feder zum Glauben und zur Kirche geäußert haben, sähe mancher Christ das obige Buch vermutlich lieber auf einem index liberorum prohibitorum als in der Stadtbücherei.

3. Carsten Frerk (2010) Violettbuch Kirchenfinanzen: Wie der Staat die Kirchen finanziert (16)
Das Problem der unzureichenden Trennung von Kirche und Staat stößt in der Politik und in der Öffentlichkeit auf zunehmendes Interesse. Frerk hat recherchiert, mit welchen Milliardenbeträgen der Staat die Kirchen direkt und indirekt subventioniert. Das Buch ist für Laien verständlich geschrieben und dürfte für politisch interessierte Düsseldorfer interessanter sein als der schon vorhandene Band „Vatikan AG“, Nuzzis Bericht über Mafia und Geldwäsche im Vatikan. (Zur Auseinandersetzung zwischen Carsten Frerk und den katholischen Bischöfen s. http://hpd.de/node/10704 )

4. Carsten Frerk: Caritas und Diakonie in Deutschland (Neuausgabe 2012) (Nur über den Alibri-Verlag zu beziehen)
Caritas und Diakonie verfügen zusammen über mehr als eine Million Feststellen und sind nach dem Staat der größte Arbeitgeber in Deutschland. Die beiden großen Kirchen tragen laut Frerk nur jeweils 2% zu den laufenden Kosten dieser Einrichtungen bei, mischen sich aber in das Sexualleben ihrer (potentiellen) Angestellten ein, lassen echte Gewerkschaften und Streiks nicht zu und benachteiligen „atheistische“, „muslimische“ und andere nicht-christliche Menschen, die auf Stellensuche sind. Eine öffentliche Diskussion dieser Probleme hat – nicht zuletzt dank des obigen Buchs – gerade begonnen. Das Buch basiert auf empirischen Erhebungen, ist aber kein wissenschaftliches Werk.

5. Heinz-Werner Kubitza (2011) Der Jesuswahn: Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung (55)
Der promovierte Theologe Kubitza referiert in diesem populärwissenschaftlichem Werk für Laien Ergebnisse der kritischen Theologie. Die heutigen Universitäts-Theologen sind sich weitgehend darüber einig, dass die meisten „Worte Jesu“ diesem nachträglich in den Mund gelegt worden sind. Dies wurde mir vor etwa zwei Jahren bei einer Veranstaltung im Düsseldorfer Maxhaus, das ja nicht gerade als Hort des „Atheismus“ gilt, von Frau Prof. Saskia Wendel bestätigt. Die Kirchen hüten sich, solche Erkenntnisse an ihre zahlende Kundschaft weiterzugeben. Kubitza hält Jesus für die am meisten überschätze Person der Weltgeschichte und begründet dies ausführlich. Das Buch ist geeignet, den christlichen Glauben zu erschüttern. http://www.jesuswahn.de/

6. Heinz-Werner Kubitza (2011) Verführte Jugend: Eine Kritik am Jugendkatechismus Youcat. Vernünftige Antworten auf katholische Fragen (13)
Schon Heinrich Heine hielt Glauben und Vernunft für nicht miteinander vereinbar. Er schrieb 1827an Karl August Varnhagen von Ense:
Ärgert dich dein Auge, so reiß es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.“ Heinz-Werner Kubitza hat hier aus rational-wissenschaftlicher Perspektive, aber in allgemeinverständlicher Form die ersten 165 Punkte des Youcat kommentiert, in denen es um die Grundlagen des Glaubens geht. Es gibt für gläubige und ungläubige Laien kaum eine bessere Möglichkeit, Inhalte und Probleme des katholischen bzw. christlichen Glaubens kennenzulernen, als den in der religionsfreundlichen Stadtbücherei natürlich vorhandenen Youcat und Kubitzas Youcat-Kritik parallel zu lesen. http://www.tectum-verlag.de/verfuehrte-jugend.html

7. Uwe Lehnert (2011) Warum ich kein Christ sein will – Mein Weg vom christlichen Glauben zu einer naturalistisch-humanistischen Weltanschauung (61)
Aus Leserrezensionen bei Amazon (Zeitungen, Radio und Fernsehen haben das Buch bisher ignoriert):
„Uwe Lehnert spannt einen weiten Bogen von den durchaus erkennbaren Gesetzen der Naturwissenschaften zu Gott, dem wohl ewig ungelösten Theodizee-Problem, den noch neuen Erkenntnissen der Neurobiologie zur Frage der Willensfreiheit, vom Dogma der Kirche und ihrer angemaßten Zuständigkeit für moralische Fragen, frühkindlicher Indoktrination, Sterbehilfe, Zwangsmissionierung, Sündenbegriff, Widerspruch zwischen Glaube und Wissen, Zensur in Weltanschauungsfragen, bis hin zum Sinn des Lebens.“ – „logisch nachvollziehbare, in verständlicher und doch präzise-eleganter Sprache gehaltene Fakten, die jedermann und jederfrau einleuchten. Keine gelehrte Haarspalterei, sondern „gesunder Menschenverstand“ auf höchster Ebene. Ein interdisziplinärer Schuster, der entgegen dem Sprichwort über die Grenzen seines „Leistens“ hinausschaut und selbstverständlich nie auch nur in die Nähe des Stammtischniveaus gerät, wo Leute über Dinge reden, von denen sie keine Ahnung haben.“ – „Was mir über viele Jahre im Dienst als evangelischer Pfarrer erst allmählich immer deutlicher und bedrängender wurde, fand ich nun bei Uwe Lehnert systematisch und sachlich gut abgesichert dargestellt. Es sind die zum Teil haarsträubenden Zumutungen der Bibel und der daraus resultierenden Glaubenssätze, die für den Verstand ein beständiges scandalon darstellen und dem eigenständigen, geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Denken im Wege stehen.“ Es ist mir rätselhaft, warum eine umfassende, für ein breites Publikum geschriebene Kritik am Christentum, der eine rationale Weltanschauung gegenübergestellt wird, zu speziell oder zu wissenschaftlich für Düsseldorfer Bürger sein soll. http://www.uwelehnert.de/lehnert_buch/Zitate1-4_Christ.pdf

8. Fiona Lorenz (2009) Wozu brauche ich einen Gott?: Gespräche mit Abtrünnigen und Ungläubigen (10)
Ungläubige oder vom christlichen Glauben Abgefallene berichten über ihre Gedanken und Erlebnisse. Bewegende, sehr persönliche Berichte. Auch dies Buch ist ohne Hochschulstudium bestens zu verstehen. Es ist bei Rowohlt erschienen und enthält Zeichnungen des bekannten Cartoonisten Ralf König. Blick ins Buch: http://goo.gl/6P48g

9. Gerd Lüdemann (2011) Wer war Jesus?: Theologisch-politische Interventionen (1)
Gegen die Anschaffung dieses Buchs war zunächst eingewendet worden, von diesem Autor sei schon ein Buch vorhanden. Es handelt sich dabei um ein sehr spezielles Werk Lüdemanns, in dem es ausschließlich um den 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher geht. Das vorgeschlagene Werk ist weniger speziell und keineswegs zu wissenschaftlich, sondern bemüht sich gerade darum, wissenschaftliche Ergebnisse für Laien verständlich darzustellen. Der Autor ist der gegenwärtig prominenteste Vertreter der kritischen Theologie in Deutschland. Im Vorwort zu „Wer war Jesus?“ schreibt Lüdemann: „Im vorliegenden Band lege ich eine Auswahl von Essays vor, von denen die meisten in deutschen Tages- und Wochenzeitungen erschienen sind. … Die Gelegenheit, wissenschaftliche Probleme, die mein Spezialgebiet betreffen, vor einem großen Publikum literarisch bearbeiten zu dürfen, ist für mich immer eine große Herausforderung.“

10. Michael Schmidt-Salomon (2007) Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel. Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen (136)
Dieses Buch erntete viel Lob und viel Kritik. Versuche, es als jugendgefährdend zu indizieren oder als antisemitisch verbieten zu lassen, waren nicht erfolgreich. Für die etwa 50% deutscher Eltern, die nicht an einen persönlichen Gott glauben, und für die Kinderbibeln nicht in Frage kommen, eine interessante Möglichkeit, mit ihren Kindern über die Lehren der drei abrahamitischen Religionen und deren (oft mörderische) Rivalität zu sprechen. Auch hier kann natürlich keine Rede davon sein, das Buch sei zu speziell oder gehöre in eine wissenschaftliche Bibliothek. www.ferkelbuch.de

11. Jacques Tilly und Michael Schmidt-Salomon (2011) Anleitung zum Seligsein (13)
„Als „Deutschlands Chef-Atheist“ (Der Spiegel) tritt Michael Schmidt-Salomon öffentlichkeitswirksam für die Belange der Ungläubigen ein und streitet sich mit Vertretern der Kirchen.“ Schmidt-Salomon ist im Kampf gegen den Goliath Kirche, der über zigtausend vollbezahlte Akademikerstellen verfügt, der David. Aber er zielt und trifft meist genau, und das wohl ganz ohne göttliche Hilfe. Für viele Christen ist der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung das rote Tuch, seine Bücher sind aber durchweg gut zu lesen. Auch dieses Buch wurde weder für ein Fachpublikum noch für wissenschaftliche Fachbibliotheken geschrieben. Vor allem für Lokalpatrioten auch interessant wegen der Illustrationen von Wagenbauer Jacques Tilly.

12. Herbert Schnädelbach (2012) Was Philosophen wissen: und was man von ihnen lernen kann (6)
 „Ein brillanter Grundkurs in Philosophie – für Einsteiger und Fortgeschrittene. Herbert Schnädelbach demonstriert in vierzehn Kapiteln exemplarisch, was in der gegenwärtigen Philosophie verbindlich gelehrt und gelernt werden kann. Zusammengenommen sind seine Ausführungen ein brillanter Grundkurs in Philosophie.“ (Kurzbeschreibung des Verlags)
Das Buch dürfte nicht spezieller und wissenschaftlicher sein als die meisten der 1398 in der Stadtbücherei schon vorhandenen Philosophie-Bücher.

Da ich die Mitarbeiter/innen der Stadtbücherei grundsätzlich für intelligente Menschen halte, kann ich mir nicht vorstellen, dass die mit meinem Vorschlag beschäftigten Personen tatsächlich der Auffassung sind, die von mir vorgeschlagenen Bücher seien allesamt zu speziell oder zu wissenschaftlich für die – im Schnitt vermutlich überdurchschnittlich gebildeten – Kund/inn/en ihrer schönen und wichtigen Einrichtung. Ich habe den Eindruck, dass der wahre Grund für die Weigerung, auch nur eins der Bücher anzuschaffen, darin liegt, dass Angestellte der Stadtbücherei mit der glaubens- und kirchenkritischen Tendenz von elf der Bücher nicht einverstanden waren. In diesem Fall hätte die Stadtbücherei gegen Artikel 5 (1) des Grundgesetzes verstoßen, der das Recht garantiert, die eigene „Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ Dieser Artikel legt außerdem fest: „Eine Zensur findet nicht statt.“

Weil die Stadt Düsseldorf nicht von Bodenschätzen lebt, sondern von der Bildung ihrer Bürger/innen und deren Engagement, bin ich „not amused“ darüber, dass anscheinend der lange Arm der Kirche(n), deren irrationale Lehre auf zwei- bis dreitausend Jahre alten, extrem problematischen Schriften basiert, in der Stadtbücherei die Anschaffung aktueller christentumskritischer Bücher behindert hat. Ich bitte die Stadt, diesen skandalösen Vorgang  zu überprüfen und Sorge dafür zu tragen, dass er sich nicht wiederholt. Ferner möchte ich bei dieser Gelegenheit anregen, dass die Stadt ganz allgemein über ihr Verhältnis zu den Kirchen nachdenkt und im Sinne von Artikel 137 (1) des Grundgesetzes eine Trennung von Stadt und Kirche sowie von allen anderen Religionsgemeinschaften anstrebt. Niemand sollte allein wegen seiner Weltanschauung von der Stadt bevorzugt oder benachteiligt werden. Es gilt den soziologischen Wandel seit dem Ende des 2. Weltkriegs zu realisieren und daraus Konsequenzen zu ziehen. Aufklärungsschriften wie die von mir vorgeschlagenen könnten dabei hilfreich sein.

In Düsseldorf gehörten im Jahr 1933 nur 7% der Einwohner keiner der beiden großen Kirchen an; im Jahr 2010 waren es schon 48%. Dieser Trend zur Säkularisierung wird sich fortsetzen. Hinzu kommt eine schon stark fortgeschrittene Erosion des Glaubens bei den noch verbliebenen Mitgliedern, s. www.reimbibel.de/statistik.htm . Im Kontrast dazu hat die gesellschaftliche Macht der beiden vom Staat hoch subventionierten und privilegierten Kirchen stark zugenommen. Dies geht oft  einher mit einer Diskriminierung der nicht-christlichen Bürger und Bürgerinnen. Besonders in NRW hat ein großer Teil der sozialen Einrichtungen einen kirchlichen Träger. Dieser bietet seine Stellen nur in Ausnahmefällen auch Juden, Muslimen, Buddhisten, Hindus und „Atheisten“ an. Die kirchlichen Kindergärten, Kitas und Schulen bevorzugen Kinder von Kirchenmitgliedern, obwohl die Kirchen nichts oder nur wenig zu den laufenden Kosten beitragen.

Erschwerend kommt aus meiner Sicht hinzu, dass sich in der Öffentlichkeit mit Unterstützung der überwiegend „frommen“ Massenmedien ein christlicher Chauvinismus breit gemacht hat. Dabei wird ignoriert, dass Demokratie und Menschenrechte (wie Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Freiheit der Kunst, Gleichberechtigung und weitere Menschenrechte) gegen den Widerstand der Kirche(n) durchgesetzt werden mussten. Viele Christen halten sich weiterhin für die besseren Menschen und tun so, als seien der vernünftige Teil der Zehn Gebote (nicht töten, stehlen, lügen) und die Nächstenliebe erstmals vom Judentum bzw. vom Christentum eingeführt worden. Diese Selbstbeweihräucherung und das vage Gerede von den „christlichen Werten“ setzt indirekt Nicht-Christen, vor allem sog. Atheisten und Agnostiker, herab. Es wird suggeriert, das Christentum oder zumindest der Glaube an einen Gott sei für eine humane Gesellschaft „alternativlos“. Noch ärgerlicher und für ein friedliches Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft kontraproduktiv ist, dass prominente Christen immer wieder „Atheisten“ als ethisch minderwertig oder sogar tendenziell verbrecherisch diffamieren: s. www.reimbibel.de/HETZE.htm

Dass dabei aus dem Glashaus heraus mit Steinen geworfen wird, und bisher keine Verbrecherorganisation so viel Schaden angerichtet hat wie die Kirchen, soll hier nur kurz skizziert werden:
(nachträgliche Anmerkung des Verfassers vom 17.7.2013: Damit wollte ich nicht sagen, dass ich die Kirchen für Verbrecherorganisationen halte. In diesem Fall hätte ich geschrieben: keine andere Verbrecherorganisation. Ich wollte ausdrücken, dass selbst so verbrecherische Organisationen wie die Mafia nicht so viel Schaden angerichtet haben wie die Kirchen.)

– In ihrer fast zweitausendjährigen Geschichte hat die Religion der Liebe eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, zu welch fürchterlichen Verbrechen sie unter Berufung auf Gott und die Bibel fähig ist, s. Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums in 10 Bänden: http://www.deschner.info/ oder meine kurze Liste von Höhe- bzw. Tiefpunkten dieser Kriminalgeschichte: www.reimbibel.de/KG.htm .

– Die Vorgängerpartei der CDU, das katholische Zentrum, hat gemeinsam mit der NSDAP 1933 die Demokratie abgeschafft;

– Die meisten deutschen Bischöfe haben Hitler hofiert und dessen Kriegspolitik („Gott mit uns“, „alle Obrigkeit kommt von Gott“) unterstützt;

der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, war ein Kriegshetzer, s. www.reimbibel.de/Kirche-im-Dritten-Reich.htm .

– Die deutschen Bischöfe haben gegen die Verfolgung und Ermordung jüdischer Bürger wenig unternommen; die evangelische Kirche war den Nazis bei der Identifizierung von Juden behilflich;

– Nach dem Krieg sind etwa 600.000 Kinder und Jugendliche in kirchlichen Heimen durch Zwangsarbeit ausgebeutet, um den Schulunterricht gebracht, psychisch terrorisiert, systematisch geprügelt und häufig auch sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt worden.

– Weder die Verbrechen an Heimkindern noch die Sexualverbrechen in sonstigen kirchlichen Einrichtungen sind bisher angemessen aufgearbeitet worden; das leider vom Bundestag geehrte Oberhaupt eines absolutistisch regierten Zwergstaats, Dr. Joseph Ratzinger, hat bei der weltweiten Vertuschung sexueller Übergriffe durch katholische Priester eine zentrale Rolle gespielt: www.reimbibel.de/ratz.htm

Für ein friedliches Zusammenleben in Düsseldorf wäre es besser, wenn unsere Kinder sich in Kindergärten und Schulen gemeinsam mit religiösen Überzeugungen und Bräuchen beschäftigen würden und nicht wegen der unterschiedlichen Weltanschauungen ihrer Eltern separiert – und potentiell gegeneinander in Stellung gebracht – würden. Das würde außerdem Kindern und Eltern Zeit (kürzere Wege zu den Einrichtungen) und uns allen Kosten sparen sowie die Besetzung von Stellen erleichtern. Das Recht der Eltern, ihre Kinder nach Belieben religiös zu indoktrinieren, bleibt davon ja unberührt. Für geradezu absurd halte ich, dass es für Kinder sogar separate Immobilien und Unterrichte in Abhängigkeit u.a. davon gibt, welche Einstellung deren Eltern (vermutlich) hinsichtlich des Papstes sowie des Abendmahls und der „Wandlung von Brot und Wein“ durch Menschen mit Menstruationshintergrund haben.

Religionen trennen, spalten, weil „die Wahrheit“ sie verwalten, sich für überlegen halten. Doch um Zukunft zu gestalten, hilft uns nicht das Händefalten.

Stellungnahme des Leiters der Stadtbücherei, Dr. Norbert Kamp (28.5.2013)
„Die Stadtbüchereien Düsseldorf sind eine Öffentliche Bibliothek mit der Aufgabe, die Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger mit aktuellen Medien und Informationen zu versorgen. Dies tun sie in einer Zentralbibliothek, 14 Stadtteilbüchereien und einem mobilen Bücherbus. Zudem bieten die Stadtbüchereien Düsseldorf ihren Kundinnen und Kunden elektronische Medien über ihre onlineBibliothek zur Ausleihe an.

Die Stadtbüchereien Düsseldorf sind keine Universalbibliothek, angeboten werden kann immer nur ein kleiner Ausschnitt aus dem auf dem Buchmarkt vorhandenen Angebot. Dabei erfolgt der Bestandsaufbau zugeschnitten auf die Hauptzielgruppen der Bibliothek. Besonderes Augenmerk gilt hierbei der Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen mit der Leseförderung oder der Bereitstellung schulbegleitender Materialien in den Schülercentern. Für Erwachsene bilden unter anderem Belletristik sowie Ratgeber für alle Lebenslagen einen Schwerpunkt des Medienangebots der Stadtbüchereien. In der Zentralbibliothek ist die deutschsprachige Sach- und Fachliteratur ein wesentlicher Bestandteil. Wissenschaftliche Literatur gehört nicht zu den Schwerpunkten einer Stadtbücherei, sie gehört in eine wissenschaftliche Bibliothek, z.B. eine Universitätsbibliothek oder eine Spezialbibliothek.

Auswahlkriterien der Stadtbüchereien für die Anschaffung von Medien sind neben der Aktualität und der Qualität vor allem Kunden- und Nachfrageorientierung. Auf Grund beschränkter Mittel und des beschränkten Raumangebots muss eine Auswahl getroffen werden, die sich an dem zu erwartenden Zuspruch in der Ausleihe orientiert.

Ihre Vorschläge zur Bücheranschaffung wurden sowohl von der zuständigen Fachlektorin für Religion als auch vom verantwortlichen Abteilungsleiter für den Bestandsaufbau eingehend geprüft. Im Bestand der Stadtbüchereien Düsseldorf befinden sich sowohl Bücher für Christen, Juden, Moslems, Buddhisten und andere religiöse Menschen wie auch für Aufklärer und Religionskritiker, u.a. auch die von Ihnen vorgeschlagenen Autoren, wie Edgar Dahl, Carsten Frerk oder Gerd Lüdemann. Auch in anderen Bereichen können aufgrund der begrenzten Ressourcen nicht alle publizierten Werke in den Bestand aufgenommen werden. Das Interesse der Kundinnen und Kunden der Stadtbüchereien Düsseldorf an diesen Werken ist eher zurückhaltend.

Das von Ihnen zur Anschaffung vorgeschlagene Buch von Eva Müller ‚Gott hat hohe Nebenkosten’ ist bereits unter der Signatur Kfr 5 Muelle im Bestand der Stadtbüchereien Düsseldorf vorhanden. Erworben werden soll daneben die Neuauflage des Buches von Carsten Fink ‚Violettbuch der Kirchenfinanzen’. Daneben werden die Stadtbüchereien zwei Bücher von Karlheinz Deschner ‚Mit Gott und den Faschisten’ sowie ‚Kriminalgeschichte des Christentums’ Band 10 anschaffen. Damit wurde Ihrer Beschwerde zumindest zum Teil abgeholfen.

Die weiteren genannten Titel gehören aus Sicht der Stadtbüchereien nicht in das Angebotsprofil einer Öffentlichen Bibliothek, sind eher wissenschaftlich orientiert oder thematisch zu speziell. Ein Bestandsabgleich mit anderen großen deutschen Öffentlichen Bibliotheken hat ergeben, dass die Sichtweise der Stadtbüchereien Düsseldorf dort durchaus geteilt wird. In keiner Öffentlichen Bibliothek in Deutschland sind die von Ihnen aufgeführten Titel vollständig vorhanden, einige Titel wurden lediglich vereinzelt angeschafft, andere Titel hat keine Öffentliche Bibliothek im Bestand.

 Selbstverständlich kann die Stadtbücherei jedes von Kundinnen und Kunden angefragte Buch per Fernleihe innerhalb weniger Tage aus wissenschaftlichen Bibliotheken mit entsprechendem Bestandsnachweis besorgen. Jedes Buch wird beschafft, aber nicht jedes Buch gelangt durch Kauf in den Bestand der Stadtbüchereien Düsseldorf.“

Verfasser dieser Internetseite:
Dr. Wolfgang Klosterhalfen
In der Donk 30
40599 Düsseldorf

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