Franz Buggle (1933-2011), ehemals Psychologei-Professor in Freiburg, veröffentlichte 1992 das vielbeachtete Buch
„Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann. Eine Streitschrift.“
Auszug aus einem Aufsatz von Franz Buggle:
Denn dieser biblische Gott stellt sich immer und immer wieder zum ersten als ein sehr kriegslüsterner Gott dar: »Meine Pfeile mache ich trunken vom Blut, während mein Schwert sich ins Fleisch frißt, trunken vom Blut Erschlagener und Gefangener.« (Dtn. 32, 42). Und er führt nicht nur selbst mit Leidenschaft Angriffs- und Eroberungskriege, sondern ordnet immer und immer wieder die schlimmste Variante des Krieges, den Genozid, die Abschlachtung ganzer Völker vom Säugling und Kind bis zum Greis, an, befiehlt seinen »heiligen Kriegern«, seinen »hochgemuten jauchzenden Helden«, Kinder vor den Augen ihrer Eltern »zu zerschmettern« (Jes. 13). »Wohl dem, der deine Kinder packt und sie am Felsen zerschmettert«
(Ps. 137; 8, 9) läßt er sein inspiriertes und autorisiertes menschliches Sprachrohr verkünden, und die nicht vollständige Ausführung dieser Ausrottungsbefehle wird ausdrücklich sanktioniert: »Sie rotteten die Völker nicht aus, wie ihnen der Herr einst befahl.« (Ps. 106,34). Hier, in der nicht ganz perfekten Ausführung eines Ausrottungsbefehls, lag auch der eigentliche Grund der Verwerfung Sauls; kaum ein Christ weiß dies, denn die schulischen Religionsbücher verbergen diesen Sachverhalt wie viele andere Peinlichkeiten mit einem schönen Bibelvers: »Sind dem Herrn etwa Brandopfer und Schlachtopfer lieber als der Gehorsam gegenüber seinen Befehlen? Wahrhaftig, Gehorsam ist besser als Opfer.« (1 Sam. 15, 22).
Aber dieser biblische Gott liebt nicht nur die kriegerische Gewalt in ihren schlimmsten Auswüchsen, sondern ist auch ein geradezu strafwütiger Herr, der »seine Freude daran hat, euch auszutilgen und zu vernichten« (Dm. 28,63), der »weder mit Witwen noch Waisen Erbarmen hat« (Jes. 9,16), dessen »Gewand mit dem Blut« derjenigen »bespritzt« ist, die er zuvor »in seinem Grimm und Zorn zertreten und zerstampft hat«. (Jes. 63, 3). Und der Sadismus dieser Strafen ist kaum noch zu überbieten: »Ihr eßt das Fleisch eurer Söhne und Töchter« (Lev. 26,29), um nur eine von vielen anderen angedrohten physischen und psychischen Strafen zu nennen. Die göttliche Anordnung grausam vollzogener Todesstrafen erstreckt sich auf ein sehr weites Feld, von der Verletzung von Ritualvorschriften über die Ausrottung ganzer Stadtbevölkerungen oder einzelner Menschen – »Nimm alle Anführer des Volkes und spieße sie für den Herrn im Angesicht der Sonne auf Pfähle!« (Num. 25; 3, 4) – wegen der Teilnahme an fremden Kulten bis zu so schwerwiegenden sexuellen Abweichungen wie Geschlechtsverkehr während der Menstruation (Lev. 20,18), Homosexualität (Lev. 20, 13), von Ehebruch (z. B. Lev. 20, 10 und Dtn. 22, 22), sexuellen Beziehungen zu Verwandten (Lev. 20, 11—17) oder gar Verkehr mit Tieren (Ex. 22, 18; Lev. 20; 15, 16) ganz zu schweigen. Eine junge Frau, deren Mann ihr vorwirft, nicht unberührt in die Ehe gegangen zu sein, und die »keine Beweisstücke für die Unberührtheit« beibringen kann, soll von den Männern ihrer Stadt vor der Tür ihres Vaterhauses gesteinigt werden (Dtn. 22) usw. usw.