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Hiob

Gott und der Satan plagen den braven Hiob

Der Hiob lebte einwandfrei,
kein Baalim, keine Hurerei.
Der Herrgott war auf Hiob stolz:
„Der Hiob ist aus gutem Holz“.

Satan:
Mal seh’n, ob er dich noch verehrt,
wenn du dich von ihm abgekehrt.
Bisher lebt Hiob unbeschwert,
das wäre doch ´nen Test mal wert“.

Gott:
„Ob Hiobs Glaube auch noch stimmt,
wenn man ihm Kind und Kegel nimmt?
Doch taste Hiob selbst nicht an.“
(Das war in Phase zwei erst dran.)

Dem Beelzebuben war das recht,
erschlagen ward des Hiobs Knecht.
Vorbei des Herren große Gunst,
und weit´re holt die Feuersbrunst.

Drauf diese Nachricht, eine schlechte:
„Chaldäer schlugen deine Knechte.“
Und dann: „Ein großer Wüstenwind
nahm dir soeben jedes Kind.“

Nichts ahnend von dem Teufelspakt,
sprach Hiob: „Seht, ich kam ganz nackt,
und nackt werd ich auch wieder gehn.
Was Gott tut, das ist angenehm.

Was Er gab, hat er nun genommen,
was Er tut, ist mir stets willkommen.
Drum lobe ich des Herren Namen,
gepriesen sei er ewig. Amen.“

Satan:
Erneut gab Jahwe grünes Licht:
„Doch nimm dem Mann das Leben nicht.“
Und Satan sandte böse Schwären,
damit er aufhört, Gott zu ehren.

Des Hiobs Weib sprach: „Sage ab
und steig hinab ins kühle Grab.“
Doch Hiob sprach: „So’s gut gegangen,
will ich nun auch das Leid empfangen.“

Doch später dann, von Schmerz benommen:
„Was ich befürchtet, ist gekommen.
Ich bin von Kummer ganz gebeugt,
warum ward ich nur je gezeugt?“

Elifas lag ihm in den Ohren:
„Zum Unglück werden wir geboren,
doch wird uns Gott auch einst erretten,
drauf kannst du deinen Arsch verwetten.

Wenn Er dich schlägt, dann sei doch froh,
der Herr im Himmel ist halt so.
Hör auf zu klagen und zu denken,
lass dich fortan von Gott nur lenken.“

Und Hiob sprach: „Ich leide sehr,
mein Leid wiegt schwer wie Sand am Meer.
Seit Tagen hab ich nicht gegessen,
von Würmern wird mein Fleisch zerfressen.“

Drauf Bildat: „Lass den stolzen Mut,
der tut dir vor dem Herrn nicht gut.
Was wir an Gütern einst auch hatten,
auf Erden sind wir doch nur Schatten.

Wer Gott nicht ehrt, der wird verdorrn,
den Zweifler trifft des Herren Zorn.
Wer zweifelt, dem ergeht es schlecht,
was Er tut, das ist immer recht.“

Und Hiob sprach: „Es ist sein Willen,
des Herren Zorn kann niemand stillen.
Den Herrn bringt niemand vor Gericht,
weil Er allein das Urteil spricht.

Und wüsche ich mich auch mit Lauge,
dass ich vor Ihm dann besser tauge,
so achtet Er nicht meiner Not
und taucht mich tiefer in den Kot.

Gefällt’s ihm, dass er mich zerstört,
mein Flehen, Bitten nicht erhört?
Gefällt’s ihm, der einst mich gemacht,
dass Er im Elend mich verlacht?

Warum gebar mich denn ein Weib,
warum verließ ich ihren Leib?
Warum will Gott mich nun verderben,
warum lässt Er mich dann nicht sterben?“

Freund Zofar: „Hör nun auf zu schwätzen,
der Herr wird das bestimmt nicht schätzen.
Was Gott weiß, weiß der Mensch doch nicht,
du blähst dich auf, du dummer Wicht.“

Und Hiob, der das nicht verstand,
sprach: „Alles ist in Gottes Hand.
Er schafft ein Volk und bringt es um,
macht Dumme klug und Kluge dumm.

Nun geht mir endlich aus den Augen,
wie Ärzte seid ihr, die nicht taugen.
Ihr gottverdammten Gottvertreter,
Gott wird euch strafen, wenn auch später.

Was wird aus mir nach meinem Tod?
Erleide ich dann Höllennot?
Gibt Gott mir dann ein neues Leben,
wird Gott die Sünden mir vergeben?“

Elifas: „Du bist widerlich,
die Lippen zeugen wider dich.
Was weißt du denn, das wir nicht wissen,
hast Weisheit du an dich gerissen?“

Und Hiob sprach: „Ogottogott,
mich trifft nun auch der Freunde Spott.
Von Schmerzen bin ich schon ganz müde,
und sie sind frech und reden rüde.

Sie speien mir ins Angesicht
und achten meine Leiden nicht.
Will hoffen nicht und auch nicht harren,
sie halten mich ja doch zum Narren.

Mein Totenbett ist schon gemacht,
hinunter fahr ich in die Nacht.
Auch wenn ich an den Herrgott glaub,
am Ende werde ich zu Staub.“

Drauf Bildat: „Endet das denn nie?
zu Freunden sprichst du wie zum Vieh.“
Dann droht er noch mit vielen Plagen,
hat Tröstliches ihm nicht zu sagen.

Und Hiob sprach: „Ich bin voll Wut,
weil Er mir solches Unrecht tut.
Ihr habt mich zehnmal schon verhöhnt,
daran hab ich mich jetzt gewöhnt.

Ich schrei und werde nicht gehört,
weil Gott mein Leiden gar nicht stört.
Ich habe ganz umsonst geweint,
denn Er hält mich für seinen Feind.

Ich rieche eklig aus dem Mund
und bin am ganzen Leib schon wund.
Ich weiß jedoch, dass Er noch lebt
und über mir als Wolke schwebt.“

Doch Zofar lag schon auf der Lauer:
„Dein Reden macht mich wirklich sauer.
Weißt du denn nicht, dass Ruhm vergeht
wie Blätter, die der Wind verweht?

Wer Gott nicht ehrt, der wird vergehen,
ist das denn so schwer zu verstehen?
Der Hochmut kommt stets vor dem Falle,
die Bosheit wird im Mund zur Galle.

Und die, die fremdes Gut begehren,
wird Er mit Feuer heiß verzehren.
Verlieren werden sie ihr Korn
und spüren ihres Herren Zorn.“

Doch Hiob, dieser alte Schwede,
begann die sechste Gegenrede:
„Wer gottlos ist, dem wird gegeben
Gesundheit und ein langes Leben.

So hört doch, was der Wandrer spricht,
der Herr bestraft ihn trotzdem nicht.
Viel Kinder hat er und auch Vieh
und preiset doch den Herren nie.“

Elifas kam, um zu verkünden:
„Der Herr straft dich für deine Sünden.
Du nahmst den Nackten fort die Kleider
und halfst den Armen niemals leider.

Der Herr hat gegen dich entschieden,
so mach mit ihm jetzt deinen Frieden.
Wirf in den Staub dein eitel Gold,
dann ist der Herr dir wieder hold.“

Doch Hiob war noch lang nicht still:
„Der Herr macht einfach, was er will.
Die Armen kriechen rum im Dreck,
man nimmt den Waisen Esel weg.

Die Armen müssen immer weichen,
die Ernte holen sich die Reichen.
Sie müssen ihren Tag verfluchen,
im Wüstensande Nahrung suchen.“

Elihus, noch ein junger Mann,
ermahnte streng den Hiob dann.
Der Herr sei überhaupt nicht schlecht,
den Armen helfe er zum Recht:

„Der Herr ist groß und unbekannt,
er hält uns alle in der Hand.
Die Wolken bringt er und den Regen,
nur Ihn zu fürchten, das bringt Segen.“

Der Herr war auch nicht sehr viel netter
und sprach zu Hiob aus dem Wetter:
„Ich frag dich nun, so lehre mich,
wer schuf die Welt denn, wenn nicht ich?“

Der alles aus der Taufe hob,
er sparte nicht mit Eigenlob:
„Ihr Menschlein seid nur kleine Lichter,
und ich allein bin hier der Richter!“

Das hat den Hiob überzeugt,
weshalb er sich ganz tief verbeugt:
„Du sollst mich nur noch reuig sehen,
in Staub und Asche will ich gehen.“

Und weil der Hiob nun bereut,
hat sich der Herrgott sehr gefreut.
Kamele, Esel und auch Schafe,
der Hiob kriegt es jetzt im Schlafe.

Dazu noch einmal tausend Rinder
und jede Menge schöner Kinder.
Er starb dann alt und lebenssatt,
weil’s so dem Herrn gefallen hat.

Und die Moral von der Geschicht:
beschwere dich bei Jahwe nicht.
Als Hiob über Plagen klagt,
der Herr im Grunde dieses sagt:

„Warum´s die gibt, verrat ich nicht,
ich stell mich keinem Menschgericht.
Der Herrgott waltet, wie er will,
wer sterblich ist, der schweige still.“

Auch Gute treffen Gottes Plagen.
Das ist nicht fair, ums mild zu sagen.
Ansonsten lautet der Befund:
mit Satan war Gott hier im Bund.

– Wolfgang Klosterhalfen